Maupassants Novelle “Boule de suif (et le vengeur”: so hiess sie ursprünglich) ist ein treffendes Sittengemälde der frz. Gesellschaft in den Wirren des dt-frz Krieges 1870/71.
Eingepfercht in eine Kutsche auf dem beschwerlichen Weg von Rouen nach Le Havre, wo sie sich finanziell engagieren wollen, finden sich Vertreter aller Stände, inkl. 2 Nonnen in Begleitung einer Kurtisane (Fettklöschen).
In der Unterkunft der ersten Nacht wird die Gruppe festgehalten von den Kaprizen eines preussischen Offiziers, und Boule de suif muss sich zwischen Vaterland und Moral entscheiden.
Dabei zeigt sich die Verlogenheit der sog. “besseren Schichten”, die Boule de suif für ihre Zwecke missbrauchen.
Eine geniale Novelle, die Maupassants Ruhm als Schriftsteller und seine neue Stilrichtung der “Illusionistes” begründete.
Die einzige, die Skrupel hat, ist die Prostituierte, die nur ausgenutzt und kläglich fallengelassen und verachtet wird.
Einzig der Republikaner Cornudet wirft der Gruppe “Infamie” vor und rächt sich an ihr (daher der ursprüngliche Titel), indem er zweideutige Passagen der “Marseillaise” trällert.