Menke selbst nennt sein Buch im Vorwort eine ‘Verteidigungsschrift’. Ihm geht es um die Verkündigung der ‘reinen Wahrheit’ - eine Gratwanderung, die leicht zum Absturz in Richtung Fundamentalismus neigt… Entsprechend ging ich mit Vorbehalten an die Lektüre, wohl wissend, dass es durchaus ‘Wahrheit’ braucht - besonders in unserer Zeit der Beliebigkeit, wo fehlende Wahrheit auch fehlende Orientierung und fehlender Halt bedeutet - und entsprechend empfänglich für die ‘Wahrheit’ von Fake News und Verschwörungstheorien macht.
Gleich einem Schneepflug räumt Menke all die glitzernde Pracht von Schein-, Halb- und Unwahrheit aus dem Weg, die nicht am Mass der Inkarnation gemessen werden und stand halten kann: das vertikale Prinzip des Betlehem-Ereignisses, das sich aussagen und ‘einfleischen’ will im je eigenen Ereignis persönlicher Existenz. Gottes Menschwerdung ist nicht bloss und nur Theorie, sie ist real in uneinholbarer Weise. Das verdeutlicht Menke in messerscharfer Logik und Analyse entlang von biblischer Offenbarung, Kirchengeschichte und Kirchenjahr - leider nicht ohne Spitzen gegen Abweichler - sei’s in den eigenen Reihen (selbst Augustinus und der Aquinate werden nicht ausgenommen) oder bei den Protestanten (z.B. Luthers Paradigmenwechsel von der Inkarnation zur Inspiration).
Trotz manchem ‘Umwohlsein’ bei der Lektüre, habe ich durchaus profitiert und die eine oder andere Bildungslücke geschlossen - und auch wertvolle Aussagen mit auf den Weg genommen:
Getauftsein bedeutet: Durch, mit und in Christus Gottes Namen sein.
Gott macht sich abhängig von den Folgen der seinem Geschöpf geschenkten Freiheit.
Nach Ostern gibt es nur noch die revidierbare Hölle des je Einzelnen, und die wird nicht als Strafe verhängt, sondern vom je einzelnen Nein-sager gewählt.
Heilige sind die Synthese von Denken und Sein durch die Tat.
- dies nur eine kleine Auswahl aus der ganzen auf über 350 Seiten entfalteten Gedankenfülle!
Letztendlich relativiert Menke jedoch die Absolutheit der (seiner) Wahrheit, da er selbst vermekrt: Mit einer Wahrheit, die Besitz ist, ist man fertig. - Mit einer Wahrheit, die Person ist, wird man nie fertig.
Und ich möchte hinzufügen: dass man auch bei allem ‘Wissen’ der Wahrheit, nicht ums ‘Glauben’ herum kommt. Wir sind nie entbunden, unsern Weg glaubend, vertrauend und liebend zu gehen. - Dazu habe ich dann doch einige Anregungen gefunden!