1976 hat, zuerst im Mai und dann September, ein starkes Erdbeben im Nordosten Italiens Dörfer und Städte verwüstet. Dieses Grollen tief aus der Erde hat das Leben im abgelegenen Bergdorf, wo sich der Roman abspielt, fundamental verändert. Die fiktiven Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner erzählen davon, wie das Beben ihr Leben beeinflusst hat. Erzählt werden die sich verändernden Lebenssituationen von unterschiedlichen Beteiligten, die damals Heranwachsende waren. Esther Kinskys Protagonisten liefern Nahaufnahmen von Familien geprägt von der rauhen Natur, Tradition, ihren Sehnsüchten und der Enge des Tales. Man kennt sich im Dorf. Viele aus ihrem Umfeld sind weggezogen, arbeiten als Gastarbeiter in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz. Das Erdbeben hat das noch stärker befeuert. Wie diese einfachen und heimatverbundenen Leute dieses Jahrhundertereignis überstehen ist die eine Komponente des Buches. Nicht weniger beeindruckend sind die Natur- und Gesteinsbeschreibungen. Da wurde ganz minutiös beobachtet und diese Betrachtungen in so präziser wie poetischer Art in Worte gekleidet, dass man das langsam lesen muss, wie ein guter Wein, den man ja auch nicht schnell herunterkippt. Wenn es literarischen Slowfood gibt, dann gehört dieses Buch dazu, eine perfekte Lektüre zum Entschleunigen.