Das Buch ist eine wahre Schatztruhe für jeden, der sich für die Psalmen interessiert - sei’s, um sie besser kennen zu lernen oder sie neu zu verstehen!
Dass Polan nicht ‘bloss’ Lehrer, sondern auch ‘Beter’ der Psalmen ist, spürt man sehr deutlich.
Zunächst wird eine Einführung zur Entstehung des vorliegenden Auslegungstextes geboten, dann eine zum Buch der Psalmen allgemein, seinem Aufbau in fünf Bücher und die einzelnen Kategorien von Psalmen. Polan gibt auch Hinweise für ‘Anfänger’ und jene, die sich schwer tun mit dem Lesen und Beten dieser alten, oft unverständlichen Gebete. Abgerundet wird diese Einführung mit einer kleinen Auflistung zu verschiedenen Themen (Morgen, Abend, Nacht, Lob, Alter…), was die Auswahl und den Einstieg für ‘Neu’-beter*innen erleichtern möchte.
Polans vielfältiges, fast möchte man ‘umfassendes’ Wissen sagen, kommt einem in jedem Psalm entgegen:
Er deutet den jeweiligen Psalm in seiner Sprache, seinen Motiven, seiner Kultur. Ebenso verknüpft er sie mit dem konkreten Leben, zeigt ihren Wurzelgrund im Alten/Erste Testament oder die Bedeutung für das Neue/Zweite Testament und somit ihre christologische Dimension.
Zur Sprache kommt der liturgische Sitz des Psalmes - sowohl im jüdischen als auch christlichen Kultus. Selbst Inspirationsquellen für grosse/bekannte Kompositionen werden erwähnt (Psalm 98 > Joy to the World).
Auf Psalmen, die miteinander verknüpft sind, wird hingewiesen, ebenso wenn der voran gehende Psalm den nachfolgenden in ein neues Licht stellt (z.B. Psalm 22 als ‘düsterer’ Klagepsalm [der allerdings in grosses Lob gipfelt] und Psalm 23, dem bekannten Vertrauenslied zum Guten Hirten). Vereinzelte Psalmen gibt es ‘doppelt’ oder setzen sich aus verschiedenen Psalmen zusammen (z.B. Psalm 108), manche Verse leuchten immer wieder auf und schaffen so Verbindung/en (z.B. 15, 1 + 24.3).
Auf jede Auslegung folgt dann der betreffende Psalm - allerdings nicht die Übersetzung des Amerikanischen Psalters. Man verwendete den sogenannten ‘Münsterschwarzacher Psalter’, eine Übersetzung, die sich ebenfalls nah am Urtext bewegt und so gestaltet ist, dass er liturgisch verwendbar (sprich ‘singbar’) ist. Wo eine Abweichung die Auslegung tangiert, wird darauf hingewiesen.
Auslegung und Psalm werden zuguterletzt mit einem kleinen ‘Psalmengebet’ verbunden und abgerundet, darin kommen nochmals Kerngedanken in Form von Reflexion, Bitte, Lob… zum Ausdruck, die sich in Auslegung und Psalm finden liessen.
Die Ausgabe selbst ist als Hardcover sehr schön gestaltet - und man nimmt sie auch von daher gerne zur Hand! Übrigens findet sich das Titelbild mit dem Harfe/Leier spielenden David auch immer wieder im Buch selbst. Nicht sooo ganz glücklich bin ich stellenweise mit der Übersetzung… Manchen Sätzen fehlt der Schliff, so dass sie etwas holprig daher kommen und manche Begriffe wurden zu nah am Amerikanischen übersetzt, was im Deutschen hin und wieder eine andere Konnotation ergibt. Doch das tut dem Werk letztendlich keinen Abbruch!
Allen, die sich näherhin mit den Psalmen auseinandersetzen möchten oder Auslegung, Verstehhilfen, etc. suchen, kann ich diese Ausgabe nur wärmstens empfehlen.