Die Geschichte startet mit einer Rückblende in die Kriegsjahre zu Lene, wechselt dann aber schnell in die Gegenwart zu den beiden Hauptprotagonistinnen Anna und Lis. Wir sind dabei, wie sich die beiden Frauen zufällig finden, und sich gegenseitig unterstützen, ihren Platz im Leben zu Finden und den nächsten Schritt zu machen. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblenden, die uns immer wieder ein Puzzleteil mehr mitgeben, um zu verstehen, wieso die beiden in den Bergen oberhalb von Bozen gelandet sind. Die Rückblenden zurück zum schweren Schicksal von Lene haben mich am meisten berührt. In diesen Abschnitten wird aus meiner Sicht das Potential von Nicole Wellemin am deutlichsten sichtbar. Die Autorin hat eine wunderbare Art, Dinge zu beschreiben. Sie nimmt uns ins Südtirol, zur Apfelernte und Süssmostproduktion - so dass man das Gefühl hat, selbst dabei gewesen zu sein. Der Schreibstil ist mein Highlight des Buches. Die beiden anderen Erzählstränge haben mit persönlich weniger berührt und begeistert.
Das Buch empfehle ich allen, die gerne Geschichten über mehrere Generationen und Freundschaft lesen und mehr über das Südtirol und das Leben in den Bergen wissen möchten. Es eignet sich gut als Ferienlektüre oder zum Abschalten am Abend. Es liest sich leicht und am Ende lösen sich alle Geheimnisse auf. Worauf sich vermutlich auch der Titel “späte Ernte” bezieht.