Im zweiten Leseteil hat sich die Geschichte rasant entwickelt. Sprachlich betrachtet bin ich immer noch der Meinung, dass die französische Originalversion den Lesegenuss hätte steigern können.
Odettes Entwicklung und Rückkehr nach Bois d’en Haut liest sich für mich wie ein Indiz der Zerstörung ihrer Selbst in Paris durch die Vergewaltigung und die Demütigungen. Vielleicht ein Schutz vor sich selbst, um alles überleben zu können?
Nun wissen wir als Leser mehr als die im Buch handelnden Personen und können damit aus einer ganz neuen Perspektive auf das Geschehen blicken. Ich befürchte, dass es zwischen Marguerite und ihrer Mutter Odette zu keiner klärenden und verbindenden Begegnung kommen wird. Zu sehr hat sich Odette quasi “einbetoniert”.
In Hélènes Geschichte berührt mich vor allem das Schicksal ihres Vaters. Ein intelligenter Mann, der sich so aufgibt? Was ist Hélènes Mutter für ein Mensch, so etwas nicht nur zuzulassen sondern eigetnlich noch zu fördern? Hélènes Gedanken zu der Krebserkrankung ihres Vaters auf S. 156 sind von erschütternder Klarheit und Einsicht, eine Einsicht, die leider zu spät kommt.
Was wird aus der Beziehung zwischen Hélène und Raymond, von dem sie sich offensichtlich angezogen fühlt - und er wohl auch? Wird sie ihre geliebte Lehrerin hintergehen? Und wird Marguerite dies erkennen? Sie erscheint mir in gewisser Weise auch zwiespältig.
Ihre Kindheit in so einer gefühlskalten Umgebung hat doch tiefe Spuren hinterlassen, sodass sie Mühe hat, ihrer Adoptivtochter Lilly Wärme und Zuneigung zu geben. Und mir scheint, dass ihre Ehe mi Raymond auch nicht wirklich glücklich ist, der sich permanent in seinem Schuppen vergräbt.
Was haltet Ihr von Yannick? Manchmal scheint er mir recht verbohrt zu sein und vor allem auch nicht sehr intelligent, sonst hätte er den Sprengstoff nicht ausgerechnet in einer Grillstelle versteckt. Und wie wird er reagieren, wenn er nun erfahren hat, dass Hélène eine Beziehung mit dem viel älteren Raymond haben könnte?